Seit 1984 produzierte das
Kernkraftwerk Krümmel im Leistungsbetrieb Atomstrom. Schon früh regte sich
Kritik aus der Anti-AKW-Bewegung. Gründe waren nicht nur die Kernschmelzen in
Tschernobyl und Fukushima, sondern auch das Leukämiecluster Elbmarsch, das
in den 1990er-Jahren auftrat und als die weltweit höchste erfasste Leukämierate
auf kleinem Raum bei Kindern gilt. Als mögliche Gründe wurden, neben
natürlichen und zufälligen Faktoren, immer wieder auch das Atomkraftwerk und
die zwei Forschungsreaktoren in Krümmel in Betracht gezogen. Letztere wurden
1993 und 2010 stillgelegt und sollen rückgebaut werden.
Nach dem Brand eines Trafos,
weiteren meldepflichtigen Zwischenfällen und einer Reaktorschnellabschaltung wurde
der Reaktor des Atomkraftwerkes nach der Nuklearkatastrophe in Fukushima in den
Stillstandbetrieb überführt und ging nie wieder in den Leistungsbetrieb über.
2011 wurde das Atomkraftwerk offiziell stillgelegt. Doch damit endete das grüne
Engagement gegen die Atomstromproduktion in Krümmel nicht!
Aufgrund fehlender
Endlagerkapazitäten wurde in der Zwischenzeit ein Atommüll-Zwischenlager für 80
CASTOR-Behälter errichtet und auch durch den jahrzehntelangen Rückbau des
Atomkraftwerkes blieben und bleiben Fragen offen. Gerade auf der
niedersächsischen Elbseite fehlte es an Transparenz und Information. Was
passiert bei einem gezielten, terroristischen Flugzeugabsturz auf das
Zwischenlager? Wo und wie werden die freigemessenen Rückbauprodukte des
Atomkraftwerkes transportiert und wo deponiert? Wie erfolgt eigentlich die
Freimessung und auf welche Weise können Bürger Einfluss auf das Verfahren
nehmen? All diese und noch mehr Fragen lagen den Bürger*innen auf dem Herzen.
Gründe genug auch nach der
offiziellen Stilllegung des Atomkraftwerkes grünen Druck auf den Betreiber und
die zuständigen Aufsichtsbehörden aufrechtzuerhalten. Dies führte
beispielsweise nach einem Antrag der grünen Kreistagsfraktion zu drei durch das
Land Niedersachsen finanzierten Informationsveranstaltungen im Rahmen einer
Dialogreihe. In verschiedenen Themenschwerpunkten wurden Pläne präsentiert und
Fragen beantwortet. Die vorerst letzte Veranstaltung fand im März 2019 statt.
Gerade bei einer so langen Rückbauzeit muss aber auch während der Rückbauphase transparent durch Betreiber und Ministerium informiert werden. Hierfür werden wir uns auch in Zukunft intensiv einsetzen!
Autor: Malte Jörn Krafft
Bildquelle: IqRS [CC BY-SA 3.0]