Unter dem Motto „future 4 fishes“ veranstalten NABU, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, SPD, BUND und Umweltbeirat aus Geesthacht am 28.6. um 14 Uhr eine Demo, um auf die katastrophale Situation für Wanderfische am Stauwehr aufmerksam zu machen.
Hintergrund der Aktion sind die Schäden, die das WSA Lauenburg an der Geesthachter Staustufe im August 2019 feststellte und die Sofortmaßnahmen zur Standsicherheit verlangten. Das Aktionsbündnis erkennt die Erfordernis der Gefahrenabwehr an. „Es ist keine Frage, dass das beschädigte Stauwehr schnellstmöglich instandgesetzt werden muss, um die Sicherheit des Bauwerks zu gewährleisten. Bei diesen Arbeiten zur Grundinstandsetzung muss aber auch die Passierbarkeit für Wanderfische wiederhergestellt werden“, fordern Laura Schwabe (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN), Heike Kramer und Jens Gutzmann (beide NABU).
Die Durchgängigkeit der Elbe für Fischarten, die in den Oberlauf der Elbe wandern, ist von enormer ökologischer Bedeutung. Seit August ist diese Passierbarkeit massiv eingeschränkt:
- Die Rinnen der Leitströmung am Fischpass Nord wurden mit Stahlbeton abgeriegelt.
- Der Fischpass Süd wurde aufgrund einer Spundwandverformung vollständig zugeschüttet.
Unterhalb der Staustufe kam es daher im Oktober 2019 schon zu einem Rückstau von Wanderfischen, während oberhalb der Staustufe die zu erwartenden Fischmengen nicht eintrafen. Diese Beobachtungen verdeutlichen die Gefährdungen der Laich- und Lebenszyklen einzelner Fischarten. Gerade für Lachse und Meerforellen wurden in den letzten Jahren mit erheblichem finanziellem und personellem Aufwand Wiederansiedlungsprojekte in der Elbe und ihren Nebenflüssen durchgeführt, deren Erfolgsaussichten derzeit fraglich sind.
Das Aktionsbündnis „future 4 fishes“ fordert daher bis zum Beginn der Fischwanderung im Herbst 2020 folgende Sofortmaßnahmen:
- Wiederaktivierung der Lockströmung auf nördlicher Uferseite durch mehrere geeignete Rohrleitungen über den Damm hinweg – denkbar sind auch provisorische Lösungen, um die Lockströmung während der bis zu 15 Jahre andauernden Grundinstandsetzung der Wehranlage zu realisieren,
- Monitoring der passierenden Fische an der Fischaufstiegsanlage Nord
Für die Fischaufstiegsanlage am Südufer laufen von Seiten der WSV bereits Planungen zur Wiederherstellung, was von den Mitgliedern des Aktionsbündnisses grundsätzlich begrüßt wird. Allerdings mahnen sie das zu geringe Tempo für die Umsetzung der Maßnahmen an. Zur Verbesserung der FAA Süd fordern sie, die Optimierung des Einstiegswinkels sowie die erhöhte Rauhigkeit innerhalb des Passes und die Geometrie der Störsteine zu beachten
Des Weiteren setzen sich die Naturschützer für eine Öffnung des Rönner Werders ein, um einen Tideauen-Lebensraum zu schaffen und um die Passierbarkeit der Elbe im Bereich der Geesthachter Staustufe zusätzlich zu verbessern. Eine Machbarkeitsstudie liegt dafür seit fünf Jahren vor. Der geöffnete Rönner Werder stellt die frühere, natürliche Wanderstrecke dar, die über 2 km in einem alten Seitenarmprofil verläuft.
Angesichts der anstehenden Grundinstandsetzung der Wehranlage Geesthacht fordert das Aktionsbündnis auch eine grundsätzliche Prüfung der weiteren Verbesserung der ökologischen Durchgängigkeit über die bisher bestehenden Fischaufstiegsanlagen hinaus. Eine weitgehend uneingeschränkte Durchwanderbarkeit aller aquatischen Organismen sollte als Zielsetzung mit aufgenommen werden. Dafür können alle Elbeanrainerländer eingebunden werden. „In alle Maßnahmen sollten die europarechtlichen Ziele der WRRL und der FFH-Richtlinie miteinbezogen werden. Die WRRL verlangt, dass Gewässer durchgängig sein müssen, um auch beim Fischbestand einen guten ökologischen Zustand zu erreichen“, fassen Laura Schwabe, Heike Kramer und Jens Gutzmann die vorrangigen Ziele zusammen.
Um 14 Uhr wird es am 28.6.20 eine Auftaktveranstaltung am Parkplatz der nördlichen Fischtreppe geben. Dann verteilen sich alle Teilnehmer auf den Parkplatz und auf die Elbbrücke. Hilfsmittel, die das Thema verdeutlichen sollen, sind selbstgebastelte Pfeile und Fische.
Neben den Geesthachter Gruppen werden auch Vertreter anderer NABU-Gruppen und Politiker, wie die Bundestagsabgeordnete Nina Scheer (SPD) und die Landtagsabgeordnete Miriam Staudte (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) vor Ort sein und die Aktion unterstützen.