Gut für‘s Klima und für den Geldbeutel, Bund und Winsen im Dialog am 21.01.2025
Die Energie- und Wärmewende hin zu erneuerbaren Energien und Wärmeerzeugern und weg von Kohle, Öl und Gas ist nicht nur aus Klimaschutzgründen dringender denn je. Der russische Angriffskrieg auf die Ukraine führt uns vor Augen, dass die Beschleunigung der Energiewende und der Beschluss für ein Umdenken im Heizungskeller auch eine Frage der nationalen und europäischen Sicherheit war, ist und bleibt – und dies auch in Winsen.
Auf Einladung des Ortsverbandes von Bündnis 90/Die Grünen zog Dr. Julia Verlinden, stellvertretende Vorsitzende der grünen Bundestagsfraktion und ausgewiesene Expertin in Sachen Energieeffizienz Bilanz: „Die von der Ampelkoalition beschlossenen Umwelt- und Energiegesetz-Pakete haben eine echte Ausbauoffensive der erneuerbaren Energie in Gang gesetzt. Das zeigt sich schon heute in den massiv gestiegenen Ausbauzahlen: 2024 wurden dreimal so viele Windkraftanlagen an Land genehmigt wie in 2020. Das Interesse der Bürger*innen an dieser Transformation zeigt sich am ungebrochenen Ausbau der Photovoltaik sowie auch der Verdopplung der Zahl der Balkonkraftwerke. Damit beträgt der Anteil erneuerbarer Energie im Bund nun rund 60 Prozent, 2021 waren es erst rund 40 Prozent.“
Niedersachsen steht mit einem Anteil von 75% erneuerbarer Energie im Bundesländer-Vergleich gut da. Malte Tödter, Mitglied im Umweltausschuss und im Aufsichtsrat der Stadtwerke konnte auch für Winsen gute Zahlen vermelden: „Die Gesamteinspeisung aus EE-Anlagen, die den Bürger*innen und Unternehmen direkt zuzuordnen sind, betrug 2023 62% des Gesamtstrombedarfs in Winsen. Zusätzlich spülen die Gewinne aus den Windkraftanlagen der Stadtwerke und die Akzeptanzabgabe von 0,2 Cent pro Kilowattstunde jedes Jahr erhebliche Summen in den städtischen Haushalt.“
Nun muss der Blick auf die weiteren Sektoren gelegt werden, die Mobilität sowie die Wärmeversorgung. Julia Verlinden führt aus, dass klimafreundliches Heizen auch in Zukunft bezahlbar und sozial gerecht sein muss: „Mit dem Gebäudeenergiegesetz hat der Bund klare politische Rahmenbedingungen vorgegeben, damit der Umstieg auf moderne, zukunftsfähige Heizungen rechtzeitig für einen wirksamen Klimaschutz erfolgt. Damit niemand überfordert wird, gibt es zugleich massive und gezielte Unterstützung. Und damit sich nicht jede*r Hausbesitzer*in allein um seine Wärmeversorgung kümmern muss, haben wir mit dem Gesetz zur kommunalen Wärmeplanung die Bedingungen für gemeinsame Wärmekonzepte wie Nah- und Fernwärmenetze verbessert.“
Auch Winsen befindet sich in diesem Prozess. Erste Ergebnisse der Potentialanalyse wurden im Dezember der interessierten Öffentlichkeit schon vorgestellt. So könne man sich vorstellen, zukünftig die Abwärme des Krankenhauses zur Wärmeversorgung umliegender Wohngebiete zu nutzen. Für viele Immobilienbesitzer*innen muss es jedoch eine individuelle Lösungen geben.
Margot Schäfer, Fraktionsvorsitzende der Grünen Ratsfraktion verwies auf den ungeheuren Informationsbedarf sowohl in der Bevölkerung als auch bei den Fachbetrieben. Beratung bedürfe jedoch einer angemessenen Personalausstattung auch bei der Kommunen. Sie bedauerte, dass die Mehrheit des Rats dem Antrag der Grünen zur Schaffung einer weiteren Stelle im Bereich Klimamanagement in 2025 nicht zustimmen konnte.
Die anwesenden Bürger*innen bestätigten die Hilflosigkeit angesichts der unterschiedlichen, teils nicht vorhandenen Informationen und der Unsicherheit von Förderungen. Sie wünschen sich mehr selbstverständliche Expertise auf dem schwierigen Weg zur privaten Energie- und Wärmewende. Da von Seiten der Stadt kaum zusätzliche Hilfen zu erwarten sind, wurden sogenannte ehrenamtliche Erfahrungs-Guides diskutiert, also Immobilienbesitzer*innen, die den schwierigen Weg durch den Antrags- und Förderdschungel bereits hinter sich haben und ihre Erfahrungen an andere weiterzugeben bereit sind. Eine Idee, die man im Auge behalten sollte.
Julia Verlinden machte Mut und geht davon aus, dass Förderprogramme auch nach der Bundestagswahl Gültigkeit behalten: „Da geht noch was!“