Winsen ist inzwischen um fünf Bäume ärmer. Dabei erbringen Stadtbäume lebenswichtige Leistungen für ihr Umfeld. Sie spielen eine wichtige Rolle bei der Anpassung der Städte an den Klimawandel. Bäume bringen nicht nur Grün in die Stadt und werten damit die Optik auf, sondern speichern außerdem Schadstoffe und CO2, mindern Lärm, tragen zum Wassermanagement bei, produzieren Sauerstoff, kühlen die Umgebung ab u.v.m.
Je älter und größer die Stadtbäume werden, desto besser können sie mit diesen Ökosystemleistungen zur Klimaanpassung der Stadt beitragen.
Ob die Fällung der fünf Linden vor der St.-Marien-Kirche in Winsen wirklich notwendig war, bleibt in Teilen der Öffentlichkeit umstritten. Die Stadtverwaltung begründet den Schritt mit einem Gutachten einer Baumsachverständigen, laut dem alle fünf Winter-Linden erhebliche Schäden durch jahrzehntealte Kappungsstellen und fortschreitende Holzzersetzung aufwiesen. Hubsteiger-Untersuchungen und Bohrwiderstandsmessungen ergaben demnach mangelnde Bruchsicherheit, sodass die Sachverständige eine kurzfristige Fällung empfahl. Dem folgte die Stadt zeitnah.
Die Gutachten sind – auf Intervention der GRÜNEN – mittlerweile auf der Internetseite der Stadt veröffentlicht.
Trotz dieser formalen Begründung äußern viele Bürger*innen Sprachlosigkeit, Unverständnis und Ärger. Kritisch hinterfragt wird insbesondere, ob die Schäden tatsächlich so gravierend waren, dass keine Alternative zur vollständigen Fällung bestand.
Dabei steht die Kommunikation der Stadt im Fokus und wird als unzureichend empfunden: Die breite Öffentlichkeit sowie auch die politischen Vertreter*innen wurden erst nach Vorliegen aller Gutachten und unmittelbar vor der Fällung informiert – als der Entscheidungsprozess faktisch abgeschlossen war und Interventionsmöglichkeiten praktisch nicht mehr bestanden.
Insgesamt ähnelt das Vorgehen dem Muster anderer aktueller Projekte in Winsen: Mindestanforderungen an Untersuchung und Beteiligung werden zwar formal erfüllt, doch echte Transparenz, Variantenprüfung und ein nachvollziehbarer Dialog mit der Bürgerschaft fehlen meist. Daneben beleuchtet es die fehlende Sensibilität im Umgang mit Bäumen und das Fehlen einer Lobby für Bäume in Winsen!
Die nachhaltige Bewirtschaftung unseres Stadtgrüns ist nicht nur eine ökologische, sondern auch eine wirtschaftliche Notwendigkeit. Städte, die effektiv in ihr Grün investieren, profitieren von höherer Attraktivität und steigenden Immobilienwerten.
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