zusammengestellt von Eike Harden.
Die GRÜNEN lehnen Öffentlich-Private Partnerschaften (ÖPP) ab. Zwei wichtige Gründe dafür sind die folgenden:
- Eine ÖPP wird nur selten günstiger für die Verbraucher als eine Aufgabenwahrnehmung durch staatliche Stellen – ganz besonders dann, wenn es kaum einen echten Wettbewerb gibt. Das liegt daran, dass zu den Kosten für die Aufgabenwahrnehmung selbst noch die Gewinnmarge für das erwerbswirtschaftlich arbeitende Privatunternehmen tritt und ein Anreiz, wirklich kosteneffizienter zu arbeiten als eine staatliche Verwaltung für diese Unternehmen nur in einem Markt mit einem starken und ständigen Wettbewerb gegeben ist. Bei großen Bauprojekten wie im Straßenbau wohl kaum der Fall.
- Eine ÖPP wird dann zu einem Problem, wenn das Privatunternehmen in die Insolvenz geht. Dies ist bei dem Betreiber der A1 jetzt geschehen. Ganz besonders suchen die Eigentümer dann oft einen Schuldigen und finden ihn im Partner: dem Staat. Dieser muss dann neben Entschädigungen für den Eigentumsübergang (irgendjemandem muss die Straße ja gehören!) weitere erhebliche Mittel für einen Prozess und womöglich Schadensersatz aus Steuermitteln bezahlen. Im Unterschied zur rein hoheitlichen Aufgabenwahrnehmung von vornherein handelt sich die öffentliche Hand damit erhebliche Risiken und Unvorhersehbarkeiten in ihren Haushalten ein.
Beide Effekte – indirekte und versteckte Subventionen für Privatunternehmer und Haushaltsrisiken in Millionenhöhe – machen ÖPP zu einer gefährlichen Angelegenheit, die wir GRÜNEN nicht unterstützen. Das gilt im Übrigen genauso für die besonders von der CDU geplante Umgehungsstraße um Luhdorf und Pattensen. Selbst wenn die Umweltauswirkungen zu vernachlässigen wären, würde die Straße zu teuer und könnte nur über eine ÖPP finanziert werden, weil die Landesregierung sie – zu Recht! – als keines der dringenderen Bauprojekte ansieht.
Hier noch die Anfrage unserer Fraktionsvorsitzenden im niedersächsischen Landtag, Anja Piel und ihr Kommentar zum Ausbau der A7, ebenfalls in einem ÖPP-Modell:
Hätte das ÖPP-Desaster verhindert werden können?
Darum geht’s
Wie in den letzten Wochen bekannt wurde, steht das bislang größte öffentlich-rechtliche Partnerschaftsprojekt vor der Pleite. Der private Betreiber A1 Mobil droht, den Bund auf 770 Millionen Euro zu verklagen. Der ehemalige Bundesverkehrsminister Ramsauer (CSU) und sein Nachfolger Dobrindt (CSU) sowie möglicherweise auch der ehemalige niedersächsische Verkehrsminister Bode (FDP) sollen frühzeitig über die Finanzschwierigkeiten des Konsortiums informiert gewesen sein.
Das sagen die GRÜNEN
Wir stehen ÖPP aus guten Gründen ablehnend gegenüber. Im aktuellen Fall der A1 liegen nun die Insolvenz des privaten Betreibers oder eine millionenschwere Klage gegen den Bund auf dem Tisch. Dieses Desaster hätte möglicherweise verhindert werden können, wenn die verantwortlichen Poltiker, darunter auch der ehemalige niedersächsische Wirtschaftsminister Bode, bereits 2010/11 auf sich abzeichnende finanzielle Schwierigkeiten des privaten A1-Konsortiums reagiert hätten. Dazu haben wir Akteneinsicht beantragt und werden dies zusätzlich in der kommenden Landtagssitzung thematisieren.
Zum Hintergrund
Im Haushaltsausschuss am wurde Akteneinsicht zum niedersächsischen Bauabschnitt der A1, der als ÖPP durchgeführt wurde, beantragt. Bereits 2010 soll A1 Mobil mit dem Bund eine Schlichtung angestrebt haben und über finanzielle Nachbesserungen verhandelt haben. Vertreten wurde der Bund durch das damals schwarz-gelb regierte Niedersachsen. Im Geschäftsbericht von A1 Mobil aus dem Jahr 2011 heißt es dazu Eine eventuelle Ablehnung des aktuellen Schlichtungsvorschlags stellt für die Projektgesellschaft ein entwicklungsbeeinträchtigendes Risiko dar
.
Privater Autobahnbau ist gescheitert
Darum geht’s
Am setzte der zuständige Staatssekretär des Bundesverkehrsministeriums den ersten Spatenstich zum umstrittenen Ausbau der A7 zwischen Nörten-Hardenberg (Kreis Northeim) und Seesen (Kreis Goslar). Der Ausbau erfolgt unter privater Beteiligung. Als Gegenleistung für den Autobahnausbau werden die Investoren künftig an den Maut-Einnahmen beteiligt.
Das sagen die Grünen
Der Bund macht mit dem Ausbau der A7 durch private Investoren einen großen Fehler: ÖPP ist teurer, dauert länger und führt zum Ausverkauf öffentlichen Besitzes. Die A1 liefert uns in diesen Tagen einen Vorgeschmack, wie ÖPP unsere Straßen zum Spielball aggressiver, international agierender Finanzinvestoren machen kann. Da ziehen wir die rote Karte.
Der private Autobahnbau ist auf ganzer Linie gescheitert – ob Abrechnungspanne bei der LKW-Maut, das 10-Millionen-Euro-Geschenk von Bundesverkehrsminister Dobrindt an die privaten Autobahnbetreiber oder aber die drohende Pleite der A1 – ÖPPs sorgen für einen Skandal nach dem anderen in diesem Land.
Mit Blick auf die Infrastrukturgesellschaft sind wir besorgt, dass ausländische Konsortien immer mehr unsere Verkehrswege in Deutschland kapern. Finanzinvestoren haben dabei aber nicht das Beste für Staat und Bürger und Bürgerinnen im Sinn, sondern einzig allein ihre Gewinnmaximierung. Am Ende zahlen wir für den Profit der Privaten.
Zum Hintergrund
Die A7 in Südniedersachsen wird über einen Abschnitt von 29 Kilometern auf 6 Spuren verbreitert. Den Zuschlag für den Ausbau erhielt ein privates Konsortium. Der Ausbau im ÖPP-Verfahren war in Niedersachsen von Beginn an allerdings höchst umstritten: Der Bundesrechnungshof kritisierte, dass der Bau durch private Autobahnbetreiber im Vergleich zur konventionellen Bauweise um rund 13 Millionen Euro teurer werden würde. Ein Rechtsgutachten der rot-grünen Landesregierung im Sommer 2013 bestätigte diese Annahme. Dennoch wies der Bundesverkehrsminister entgegen der Faktenlage eine Ausschreibung an Private an. Mittlerweile zeigt sich, dass selbst vermeintlich erfolgreiche ÖPP-Projekte wie der A1 zu scheitern drohen, und der Staat Gefahr läuft, in jahrelange und teure Gerichtsstreitigkeiten verwickelt zu werden.
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